Uerdingen aktuell
BÜCHEREI ST. HEINRICH
„UNS KANN MAN
SCHON ERNST NEHMEN“
Uerdingen aktuell
BÜCHEREI ST. HEINRICH
„UNS KANN MAN
SCHON ERNST NEHMEN“
Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Heinrich bietet über 4500 Medien zur Ausleihe. Geleitet wird sie ehrenamtlich von Jutta Liegener und Claudia Eumes.
Jutta Liegener ist eine Frau, die gerne anpackt. Eine solche Frau kann die Katholische Kirche gut gebrauchen. Gemeinsam mit ihrer Freundin, Claudia Eumes, leitet sie ehrenamtlich die Katholische Öffentliche Bücherei St. Heinrich. Wie lange schon, das kann die 60-Jährige heute nicht mehr sagen, schätzungsweise seien es über 20 Jahre, sicher kann sie sagen:
„ICH WAR NOCH DABEI, ALS DIE AUSLEIHE NICHT DIGITAL FUNKTIONIERTE.“
Im Juni 2014 feierte die Bibliothek ihr hundertjähriges Bestehen. Seitdem ist sie komplett neu eingerichtet: hell, freundlich und offen wirkt sie und erfahre einen sehr hohen Zuspruch. „Wir haben sehr viele Leser*innen und es gibt immer wieder Neuanmeldungen“, so Liegener, die hauptberufliche Koordinatorin der Offenen Ganztagsschule an der Edith-Stein- Schule ist. Bis zu 250 Lesende nähmen das kostenlose Angebot von verschiedensten Medien, darunter Zeitschriften, Hörbücher, DVDs und – klar, Bücher – aller Art auf den rund 50 Quadratmetern an. Eine umfangreiche und übersichtliche Homepage verweist auf Veranstaltungen, die, klammert man die Pandemie aus, regelmäßig stattfinden, darunter Bastel- und Spieleabende, Vorstellung von Urlaubslektüre sowie einmal jährlich ein Trödelmarkt. Zudem kooperiert die Bücherei beispielsweise mit der Kindertagesstätte Sankt Heinrich. Im Zuge dessen machen Kinder einen sogenannten Bibliotheksführerschein. Dort lernen sie, was eine Bücherei ist und was sie bietet, wie man mit geliehenen Büchern umgeht und – noch wichtiger – wo man was findet. Eine Menge Angebote, ergo: eine Menge Arbeit für ein Ehrenamt. Warum machen Sie das eigentlich, Frau Liegener? Das habe verschiedene Gründe, antwortet sie. „Wir beide leben aus dem Glauben heraus, wir möchten uns ehrenamtlich engagieren und Gutes tun. Uns ist auch ein Gemeindeleben wichtig. Den Leuten, die zu uns kommen, möchten wir gerne etwas Positives mitgeben. Zudem lesen wir beide wahnsinnig gerne. Und uns ist auch wichtig, dass das Lesen gefördert wird.“ Was sei denn das Positive am Bücher lesen? „Man entspannt, kann in andere Welten abtauchen, viel lernen und natürlich den eigenen Horizont erweitern“, so Liegener. Wenn man das Bedenken äußert, eine katholisch geprägte Bibliothek könne nur religiöse Medien anbieten, widerspricht Liegener sofort. „Manche Menschen hören „katholisch“ und denken „Um Gottes Willen!“, sagt sie. Sie habe das schon mehrfach gehört. „Wir haben natürlich Vorgaben von der Fachstelle für katholisch-öffentliche Büchereiarbeit in Aachen, sie finanzieren uns ja mit. Nichtsdestotrotz sind wir relativ frei.“ Sie böten Bestseller an und Lesende könnten auch konkrete Anschaffungsvorschläge machen. „Natürlich, wir würden keine obszöne Literatur anbie ten und haben natürlich auch religiöse Bücher, aber das ist der geringste Teil.“ Eins ist Liegener wichtig:
„WIR SIND FÜR ALLE MENSCHEN DA: DAS BETONEN WIR IMMER WIEDER!“
Ausschließlich Frauen kümmern sich tatkräftig und ehrenamtlich um den Fortbestand der Bücherei. Insgesamt sind es neun Personen, die Jüngste ist Mitte 30, die älteste Mitarbeiterin 95 Jahre alt. „Mal eine kritische Frage…“, beginne ich. „Bitte, fragen können Sie alles, ob sie eine Antwort kriegen, ist eine andere Sache“, sagt Liegener und lacht. „Es sind nur Frauen ehrenamtlich bei Ihnen tätig, woran liegt das Ihrer Meinung nach?“ Liegener antwortet sofort, aber nicht konkret und sucht Fehler bei sich, die wohl eher in einem System zu finden wären: Sie hätten mal einen Mann gehabt, der sei leider krank geworden. Zudem läsen männliche Jugendliche ihrer Meinung nach weniger als Mädchen. Vielleicht liegt es auch daran?
Jedoch wirkt Jutta Liegener nicht wie eine angepasste Frau. Sie scheint zu sagen, was sie denkt und ist gleichzeitig respektvoll in ihren Aussagen und bittet darum, folgendes positiv verstanden zu wissen. Denn schade finde sie, dass es auf den Montagslesungen immer hieße, Uerdingen hätte keine Bücherei. „Das stimmt einfach nicht!“, sagt sie, „uns gibt es, wir haben nicht nur Heiteitei, uns kann man ernst nehmen! Und mir ist wichtig, dass das auch mal nach außen transportiert wird: dass wir da eine sehr gute Arbeit leisten.“ Sie sehe sich nicht als Konkurrenz zu einer Stadtbibliothek und wisse, dass sie einen Klassiker nicht fünfmal im Bestand haben könne. „Aber: Wir müssen uns nicht verstecken“, so Liegener selbstbewusst. Weitere Informationen sowie Aktuelles finden Sie auf der überaus geordneten und übersichtlichen Homepage. Die pflegt Liegener übrigens auch ehrenamtlich.
Text: Susanne Böhling, Fotos: privat, Tobias Ritter
Jutta Liegener ist eine Frau, die gerne anpackt. Eine solche Frau kann die Katholische Kirche gut gebrauchen. Gemeinsam mit ihrer Freundin, Claudia Eumes, leitet sie ehrenamtlich die Katholische Öffentliche Bücherei St. Heinrich. Wie lange schon, das kann die 60-Jährige heute nicht mehr sagen, schätzungsweise seien es über 20 Jahre, sicher kann sie sagen:
Im Juni 2014 feierte die Bibliothek ihr hundertjähriges Bestehen. Seitdem ist sie komplett neu eingerichtet: hell, freundlich und offen wirkt sie und erfahre einen sehr hohen Zuspruch. „Wir haben sehr viele Leser*innen und es gibt immer wieder Neuanmeldungen“, so Liegener, die hauptberufliche Koordinatorin der Offenen Ganztagsschule an der Edith-Stein- Schule ist. Bis zu 250 Lesende nähmen das kostenlose Angebot von verschiedensten Medien, darunter Zeitschriften, Hörbücher, DVDs und – klar, Bücher – aller Art auf den rund 50 Quadratmetern an. Eine umfangreiche und übersichtliche Homepage verweist auf Veranstaltungen, die, klammert man die Pandemie aus, regelmäßig stattfinden, darunter Bastel- und Spieleabende, Vorstellung von Urlaubslektüre sowie einmal jährlich ein Trödelmarkt. Zudem kooperiert die Bücherei beispielsweise mit der Kindertagesstätte Sankt Heinrich. Im Zuge dessen machen Kinder einen sogenannten Bibliotheksführerschein. Dort lernen sie, was eine Bücherei ist und was sie bietet, wie man mit geliehenen Büchern umgeht und – noch wichtiger – wo man was findet. Eine Menge Angebote, ergo: eine Menge Arbeit für ein Ehrenamt. Warum machen Sie das eigentlich, Frau Liegener? Das habe verschiedene Gründe, antwortet sie. „Wir beide leben aus dem Glauben heraus, wir möchten uns ehrenamtlich engagieren und Gutes tun. Uns ist auch ein Gemeindeleben wichtig. Den Leuten, die zu uns kommen, möchten wir gerne etwas Positives mitgeben. Zudem lesen wir beide wahnsinnig gerne. Und uns ist auch wichtig, dass das Lesen gefördert wird.“ Was sei denn das Positive am Bücher lesen? „Man entspannt, kann in andere Welten abtauchen, viel lernen und natürlich den eigenen Horizont erweitern“, so Liegener. Wenn man das Bedenken äußert, eine katholisch geprägte Bibliothek könne nur religiöse Medien anbieten, widerspricht Liegener sofort. „Manche Menschen hören „katholisch“ und denken „Um Gottes Willen!“, sagt sie. Sie habe das schon mehrfach gehört. „Wir haben natürlich Vorgaben von der Fachstelle für katholisch-öffentliche Büchereiarbeit in Aachen, sie finanzieren uns ja mit. Nichtsdestotrotz sind wir relativ frei.“ Sie böten Bestseller an und Lesende könnten auch konkrete Anschaffungsvorschläge machen. „Natürlich, wir würden keine obszöne Literatur anbie ten und haben natürlich auch religiöse Bücher, aber das ist der geringste Teil.“ Eins ist Liegener wichtig:
Ausschließlich Frauen kümmern sich tatkräftig und ehrenamtlich um den Fortbestand der Bücherei. Insgesamt sind es neun Personen, die Jüngste ist Mitte 30, die älteste Mitarbeiterin 95 Jahre alt. „Mal eine kritische Frage…“, beginne ich. „Bitte, fragen können Sie alles, ob sie eine Antwort kriegen, ist eine andere Sache“, sagt Liegener und lacht. „Es sind nur Frauen ehrenamtlich bei Ihnen tätig, woran liegt das Ihrer Meinung nach?“ Liegener antwortet sofort, aber nicht konkret und sucht Fehler bei sich, die wohl eher in einem System zu finden wären: Sie hätten mal einen Mann gehabt, der sei leider krank geworden. Zudem läsen männliche Jugendliche ihrer Meinung nach weniger als Mädchen. Vielleicht liegt es auch daran?
Jedoch wirkt Jutta Liegener nicht wie eine angepasste Frau. Sie scheint zu sagen, was sie denkt und ist gleichzeitig respektvoll in ihren Aussagen und bittet darum, folgendes positiv verstanden zu wissen. Denn schade finde sie, dass es auf den Montagslesungen immer hieße, Uerdingen hätte keine Bücherei. „Das stimmt einfach nicht!“, sagt sie, „uns gibt es, wir haben nicht nur Heiteitei, uns kann man ernst nehmen! Und mir ist wichtig, dass das auch mal nach außen transportiert wird: dass wir da eine sehr gute Arbeit leisten.“ Sie sehe sich nicht als Konkurrenz zu einer Stadtbibliothek und wisse, dass sie einen Klassiker nicht fünfmal im Bestand haben könne. „Aber: Wir müssen uns nicht verstecken“, so Liegener selbstbewusst. Weitere Informationen sowie Aktuelles finden Sie auf der überaus geordneten und übersichtlichen Homepage. Die pflegt Liegener übrigens auch ehrenamtlich.
Text: Susanne Böhling, Fotos: privat, Tobias Ritter
Weitere Informationen zur der Bücherei St. Heinrich finden Sie unter:
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