WINTERSHOPPING-SPEZIAL

BESONDERS SCHRÄGE ZEITEN

Es sind derzeit besonders schräge Zeiten. Zeiten, von denen wir unseren Kindern oder Enkel*innen erzählen werden können. Damit sagen wir Ihnen nichts Neues. Neu wäre jedoch eine dieser Situ- ation angemessene, gemeinschaftliche Solidarität für den Uerdin- ger Einzelhandel. Auf diesen Seiten kommen daher Expert*innen wie Mitglieder des Uerdinger Kaufmannsbundes, der Industrie- und Handelskammer sowie Expert*innen in eigener Sache, nämlich Händlerinnen und Händler, zu Wort. Zudem bieten wir Ihnen eine Top 3 der (Un-)Möglichkeiten. Denn es gibt neben vielen Einbußen auch neue Perspektiven und Handlungsfelder. Ein Wintershopping- Spezial: Lassen Sie sich inspirieren!

 

Verkaufsoffene Sonntage

Von Ja zu Jein zu Nein: das Oberverwaltungs- gericht in Münster hat kürzlich dem Eilantrag von Verdi (Vereinte Dienstleistungsgewerk- schaft) gegen die erlaubten verkaufsoffenen Sonntage stattgegeben. Das wiederum heißt: keine dieser Veranstaltungen, mindestens für dieses Jahr. Befürchtet wurde ein zu hohes Aufkommen an Besuchenden, verbunden mit einer erhöhten Infektionsgefahr. Was heißt das nun für die lokalen Händler*innen? Nichts Gutes, könnte man meinen, wenn da nicht das Potenzial einer solidarischen Uerdinger Bür- gerschaft wäre, welche mit ihrer Kaufkraft im- mer noch selbst dazu beitragen und entschei- den kann, wer diese Krise überlebt – und wer nicht. Denn die Bedrohung durch das Internet- Shopping ist keine Neue, aber durch Corona verstärkt. Im Folgenden ein paar Tipps.

 

Die Top 3 der (Un-)Möglichkeiten

Top 1: Die Zeit(en) gut nutzen

Nicht Jede*r ist von der Pandemie gleicher- maßen betroffen. Was uns dennoch alle eint: Aktivitäten und Kontakte, sei es im Familien- oder Freundeskreis oder auch im Kontext Frei- zeitgestaltung sind stark eingeschränkt oder fallen ganz aus. Eine Möglichkeit, diese Zeit sinnvoll zu nutzen und sich solidarisch zu zei- gen, wäre eine aktive Auseinandersetzung da- mit, was unterschiedliche Einzelhändler*innen in dieser Zeit anbieten. Wie ist kontaktloses Einkaufen möglich? Gibt es einen Online-Shop oder sogar eine Warenlieferung nach Hause? Kreativität ist gefragt, und das nicht nur von- seiten der Händler*innen! Die sind nämlich ge- rade mit Überleben beschäftigt. Belohnen wir diese also mit Unterstützung, welche in diesen Zeiten mehr als symbolisch ist. Zudem ent- scheidet die aktuelle Nachfrage darüber, ob die Angebote in Uerdingen vielfältig bleiben.

 

Top 2: Einkaufen mit System

Natürlich möchten auch wir nicht, dass Sie sich kopflos in die Uerdingen Innenstadt stür- zen, schon gar nicht, wenn die Nutzung eines Systems möglich ist. Beispiel dafür ist eine vorherige telefonische Anfrage im Geschäft: Gibt es das gewünschte Produkt? Und wann ist die Kundenfrequenz niedrig, sodass ich si- cher einkaufen kann? Denkbar ist es auch, im Vorfeld online zu recherchieren um daraufhin mit einer klaren Vorstellung in ortsansässige Geschäfte zu gehen.

Top 3: Mehrwertsteuersenkung endet 2020

Am 1. Juli dieses Jahres wurde die Mehrwert- steuer gesenkt: von 19 auf 16 Prozent, der er- mäßigte Steuersatz fiel von sieben auf fünf Prozent. Ziel dabei war es, den Einzelhandel zu unterstützen, die Maßnahme endet zum 31. Dezember. Wenn also noch eine größere An- schaffung ansteht, empfiehlt es sich, diese im Jahr 2020 zu tätigen.

 

Der Uerdinger Kaufmannsbund hat auf der Homepage eine tolle Übersicht der aktuell offenen Gastronomien in Uerdingen, die trotz Lockdown weiter am Herd stehen, veröffentlicht.

www.uerdingerkaufmannsbund.de

Uwe Rutkowski, Uerdinger Kaufmannsbund e.V.

 

Herr Rutkowski, danke dass Sie sich Zeit genommen haben. Der verkaufsoffene Sonntag fällt aus. Wie positioniert sich der Kaufmannsbund nun zum Thema Weihnachts-Shopping?

Es war vorher schon klar, dass die Lage für den Einzelhandel in Uerdingen nicht rosig ist. Und ich finde dieses Urteil gelinde gesagt sehr betrüblich und kann es auch nicht verstehen. Wir hatten da wirklich sehr große Hoffnungen rein gesetzt und für die Einzelhändler ist das Vorweihnachtsgeschäft wirklich wichtig. Es wäre ein kleiner Segen gewesen, wenn man wenigstens einen Sonntag hätte realisieren können. Es kann nicht sein, dass die Amazon und Google dieser Welt immer reicher gemacht werden und die Infrastruktur hier benachteiligt wird. Das muss ich mal ganz einfach so sagen.

Gibt es denn dafür nun eine Alternative?

Als wir von der Entscheidung erfuhren, haben wir erstmal einen Newsletter an unsere Mitglieder, aber auch an Nichtmitglieder versendet, und darin über die aktuelle Situation informiert.
Zudem haben wir darin gefragt, was sich die Unternehmer*innen alternativ vorstellen könnten. Die Rückmeldungen laufen derzeit aber noch.

Wie ist denn der Kontakt zu den jeweiligen Einzelhändler*innen generell? Habt ihr zu den Meisten Kontakt und seid eine Art Sprachrohr?

Wir sind froh, dass wir eine hohe Mitgliedschaft haben und damit repräsentieren wir schon viele Einzelhändler aus Uerdingen. Zu diesen Zeiten haben wir auch alle Einzelhändler angesprochen, egal ob Mitglied oder nicht, weil es hier um die Sache Uerdingen geht. Und das ist auch von sehr vielen sehr positiv angenommen worden. Wir können da nur gemeinsam etwas machen und machen auch keinen Unterschied zwischen Mitglied oder nicht.

Wie schätzt ihr die aktuelle Lage für Uerdingen ein? 

Bei den Meisten ist das Bewusstsein da, dass sie mit einer Unterstützung des lokalen Handels die Innenstadt so erhalten können, wie wir sie weitestgehend kennen. Da muss man wirklich sagen: Kompliment!, denn es sind sehr, sehr viele Bürger*innen, die das Angebot nutzen. Zudem muss man ganz ehrlich sagen, dass die Beschränkungen, die von der Bundes- oder Landesregierung kommen, sehr gut umgesetzt werden und das ist natürlich auch schon mal positiv.

Was können wir in Anbetracht der Situation eigentlich realistisch verlangen?

Ich würde sagen, verlangen ist immer ein schwieriges Wort. Man kann guten Gewissens die Leute daran erinnern: Bitte – wenn ihr kauft – berücksichtigt primär den lokalen Einzelhandel. Wir bieten ja nur an, das machen Sie von der Rhein Schau auch. Den Rest müssen alle für sich selber entscheiden.

Kennen Sie als Verein denn konkrete Anreize, die Einzelhändler*innen geben?

Es gibt Einzelhändler*innen in Uerdingen, die ausliefern und vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, vorher anzurufen und zu fragen: Gibt es die Bluse in 42? Zudem bietet die SWK aktuell eine Aktion an, Roller für 25 Euro pro Woche zu mieten, das wollen wir unseren Geschäftsleuten vorschlagen. Die Flexibilität in Uerdingen ist schon sehr, sehr groß und die Einzelhändler*innen versuchen sehr, den Kunden entgegen zu kommen.

Letzte Frage: Gibt es noch etwas, was Ihnen wichtig ist?

Uns ist einfach nur wichtig, dass wir wirklich viel daran setzen, den lokalen Handel zu stützen und letztendlich können wir nur Angebote machen. Jede*r entscheidet für sich selbst, aber ich glaube, wir haben da ganz gute Argumente gebracht. In Uerdingen sind wir stolz darauf, eine einigermaßen intakte Infrastruktur zu haben und wenn wir die erhalten wollen, gibt es genug Angebote, die man nutzen kann.

Birgit Terschluse, Kompetenzteam Handel der IHK Mittlerer Niederrhein

„Schon vor der Corona-Pandemie hat die Kundenfrequenz in den Städten nachgelassen – sowohl in größeren Städten als auch in kleinen Stadtteilzentren wie zum Beispiel Uerdingen. Corona hat diese Entwicklung beschleunigt. Jetzt kommt es darauf an, die Kunden wieder zu erreichen und sie gleichzeitig von den Vorteilen des lokalen Einzelhandels zu überzeugen. Die Bedeutung lokaler Einzelhändler für die Lebensqualität in Uerdingen muss noch stärker ins Bewusstsein der Bürger*innen gerückt werden. Das funktioniert aber nur, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. 

Jede/r einzelne Uerdinger Einzelhändler*in sollte die Social-Media-Kanäle mit seinen Produkten, besonderen Angeboten oder Aktionen bespielen, um Kunden neugierig zu machen und zu sich ins Geschäft zu locken. Darüber hinaus sollten gemeinschaftliche Events, die von Händler*innen, Gastronomen und den örtlichen Initiativen entwickelt werden, Kunden etwas Besonderes bieten.
Die Mitglieder des Uerdinger Kaufmannsbunds und der IG Oberstraße haben unlängst bewiesen, dass sie pfiffige Aktionen umsetzen können. So sind Präsentkörbe aus Uerdingen mit einer tollen Auswahl an lokalen Produkten zum Beispiel eine schöne Idee, ein Stück Heimat zu verschenken und dabei den lokalen Handel zu unterstützen. Die bunten Stühle, Bänke und Blumen, mit denen die IG Oberstraße die Einkaufsstraße gestaltet hat, und der Regenbogentaler, der unter anderem vom Kaufmannsbund initiiert wurde, um die örtlichen Unternehmen in der Krisenzeit zu unterstützen – solche Aktionen müssen fortgesetzt werden, jetzt in der Weihnachtszeit, aber auch darüber hinaus.“

Birgit Terschluse IHK UERDINGEN
Bettina Losereit - TUI Reisecenter Uerdingen

Bleiben Sie gesund!!

So lautet übereinstimmend der Wunsch Uerdinger Einzelhändler*innen für die kommende Zeit.

„Und dass sich die Menschen endlich wieder auf Urlaub freuen dürfen“, sagt Bettina Losereit, Büroleiterin des TUI Reisebüros. Für sie waren die Pandemie-bedingten Einschränkungen besonders stark zu spüren. Doch wer bisher Urlaub bei ihr gebucht hat, wird auf ihren Service auch weiterhin nicht verzichten wollen. „Wir kennen unsere Kund*innen, wir kennen alle aktuellen Beschränkungen und kommen deswegen sehr schnell zu einer Buchung, mit der die Buchenden dann auch glücklich sein werden.“ Sie hat die Öffnungszeiten leicht eingeschränkt, vor 11 und nach 17 Uhr bedient sie Kund*innen, die zuvor einen Termin mit ihr vereinbart haben. „Dann sind sie allein im Büro und ihrem Sicherheitsbedürfnis ist in höchsten Maß genüge getan.“

 

Copy Wolf Uerdingen

Auch Jolanta Kossmann, Inhaberin von Copy Wolf hat weniger Stunden geöffnet. „Von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 12 Uhr“, sagt sie. Das war und ist notwendig, weil sie viele Menschen bei der Einrichtung von Homeoffice-Plätzen unterstützt hat. „Das geht nicht immer in den Abendstunden.“ Auch bei ihr kann man außerhalb dieser Zeiten Termine vereinbaren, wenn man von ihr Lineale, Mousepads, Tassen, Kissen, Decken oder Gesichtsmasken individuell bedruckt haben möchte. Per WhatsApp werden Motive und Entwürfe hin und her geschickt. „So funktioniert die Abstimmung auch auf Abstand.“ Für ganz Unentschlossene gibt es alle Geschenkartikel mit Uerdinger Motiven im Schaufenster zu sehen, sie können auch online oder telefonisch bestellt werden, Copy Wolf verschickt die Ware auf Wunsch. „Momentan kommen immer mehr Menschen zu mir, die Dokumente digitalisiert haben möchten“, erzählt sie. Weil zum Beispiel Ämter momentan den Publikumsverkehr unterbinden, müssen Unterlagen für Anträge oder ähnliches elektronisch übermittelt werden. „Da kommen wir dann ins Spiel“, so Kossmann.

 

Juwelier Hochgref Uerdingen

Der persönliche Besuch ist für die Kund*innen von Goldschmied Dieter Beestermöller, Inhaber von Juwelier Hochgref, unerlässlich. „Aber bei uns in Uerdingen ist es sowieso nie so rummelig. Da ist immer ausreichend Platz, damit man sich nicht zu nahekommen muss. Und wir haben Zeit für Beratungsgespräche.“ Menschen, die sich für die individuell gefertigten Schmuckstücke interessieren, wollen sie gern von allen Seiten betrachten, fühlen, wie sie sich tragen lassen, und sehen, wie sie an der Hand oder am Hals wirken. „Da ist der Besuch bei uns der beste Weg, um zu dem Stück zu kommen, das man wirklich haben will“, sagt er.


Nicole Kusch - Wolle Kusch UERDINGEN

Wenn man handarbeiten will, geht es nichtohne Besuch im Wollladen von Nicole Kusch. „Man muss doch die Wolle fühlen und die Farben sehen. Das geht nicht übers Internet“, denn die Bildschirme seien nicht kalibriert und würden die Farben nicht naturgetreu abbilden. Weil Handarbeiten in Zeiten der Kontaktbeschränkungen Hochkonjunktur haben, hat sie Wundertüten gepackt. „Da biete ich zweimal 100 Gramm Sockenwolle in einem Paket zum Sonderpreis von 10 Euro an.“ Daraus kann man zwei Paar Socken stricken, wobei die Farben jeweils auf einen Herren und eine Dame ausgerichtet sind. „Es gibt wunderschöne Sockenwolle, mit Pink oder Glitzer“, sagt sie.

 

Heribert Köffers - Bauernladen Uerdingen

Heribert Köffers, Inhaber desBauernladens, war und ist dankbar, dass er sein Geschäft nie schließen musste. „Dabei haben wir beobachtet, dass die Kund*innen jetzt Geld für hochwertige regionale Lebensmittel ausgeben“, sagt er. Er rechnet mit einem Boom an Bestellungen für beispielsweise Geflügel und Wild vor den Feiertagen. „Wenn die Menschen nicht essen gehen können, weil alle Restaurants geschlossen haben, werden sie selbst kochen.“ Er rät allen, rechtzeitig zu planen und zu bestellen.

Fabian de Cassan - de Cassan Espresso & VinoBAR UERDINGEN

Auf eine Weinprobe in den Räumen von der„weinhandlung & weinbar“ müssen die Kund*innen von Fabian de Cassan momentan leider verzichten. Weil aber der Gastbetrieb entfällt, hat er den Raum, in dem er sonst Gäste bewirtet, umgestaltet. „Hier bieten wir besonders aufwendig verpackte Geschenkpakete an, die wir auf Wunsch auch ausliefern.“. Nach mehr als 20 Jahren Beratung zu Wein und Genuss, kennt er seine Kund*innen gut genug, um sie auch jetzt zu ihrer vollen Zufriedenheit zu bedienen. Weinproben können die Kund*innen jetzt online machen, Firmen beispielsweise haben davon reichlich Gebrauch gemacht. De Cassan stellt die Weine im Zoom-Meeting vor, die er zuvor an die einzelnen Teilnehmenden ausgeliefert hat. „So haben sie ein Gemeinschaftserlebnis auf Distanz.“

 

 

Philipp Pannenbäcker - Reformhaus Vitana UERDINGEN

Im Vitana Reformhaus von Philipp und Rebecca Pannenbäcker war es noch nie ein Problem gewesen, die Hygienevorschriften einzuhalten. „Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind ja eines unserer Kerngeschäfte,“ sagt Philipp Pannenbäcker. Da konnten Griffe und Einkaufswagen von Anfang an hygienisch einwandfrei behandelt werden. „Aber ich bemerke, dass es wesentlich weniger Laufkundschaft gibt. Die Menschen sind sehr gezielt unterwegs“, sagt er. Denn die Cafés waren ein Frequenzbringer in Uerdingens Fußgängerzone und die haben ja nun zu. Beim Schlendern ließ sich dann der eine oder andere dann zu Geschenkideen etwa aus dem Kosmetikbereich inspirieren. „Das entfällt.“ Einen weiteren Wunsch hat er für die kommenden Wochen, dem sich ebenfalls viele seiner Kolleg*innen anschließen: „Behalten Sie die Nerven!“ Und wer damit Probleme hat, kann bei ihm gezielt nach Zusätzen für Entspannungsbäder fragen.

 

 

Text: Nina Höhne, Susanne Böhling

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