AUF EIN GETRÄNK MIT...
EVA-MARIA EIFERT
AUF EIN GETRÄNK MIT...
EVA-MARIA EIFERT
Im Jahr 2032 werden die Herbertzhäuser 200 Jahre alt. Aktuell werden sie umfänglich saniert. Ein Gespräch mit der Architektin Eva-Maria Eifert über die laufenden Arbeiten.
Frau Eifert, bitte erklären Sie kurz, wer Sie sind und was Sie machen.
Eva-Maria Eifert: Ich bin Architektin und arbeite seit 30 Jahren bei der Stadt Krefeld. 25 Jahre war ich im Hochbaubereich für die Instandhaltung städtischer Denkmäler tätig und seit 2017 arbeite ich in der unteren Denkmalbehörde, die ich auch leite.
„Untere Denkmalbehörde“, was heißt das eigentlich?
Eva-Maria Eifert: Denkmalschutz in NRW hat eine Grundlage, und das ist das Denkmalschutzgesetz von 1980. Das weist den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Zustellungen an. Bei den Kreisen und kreisfreien Städten gibt es sogenannte Unterbehörden, die sich um die Belange des Denkmalbestandes vor Ort kümmern und das Denkmalschutzgesetz umzusetzen haben.
Warum treffen wir uns gerade hier? (in dem rechten Herbertzhaus, Anm. d. Redaktion)
Eva-Maria Eifert: Weil das so ein Herzensprojekt von mir geworden ist und dieser Häuserblock einen ganz herausragenden Stellenwert hat, und das nicht nur hier, in Uerdingen, sondern es ist auch einer der bedeutendsten klassizistischen Orte im ganzen Rheinland. Das ist schon eine sehr bemerkenswerte Tatsache und Grund genug, dass wir hier darüber sprechen.
Warum ist teilweise erst jetzt herausgekommen, dass die Häuser so besonders sind?
Eva-Maria Eifert: Es liegt an den Möglichkeiten und Kapazitäten, so etwas zu erforschen. Wir haben bei der Instandhaltung immer wieder geguckt, dass wir die nötigen Reparaturen tätigen und haben bereits 2013 gesagt, dass da nochmal ein wenig mehr passieren muss. Aber alle Dinge dauern ihre Zeit und auf die große Findungsreise haben wir uns dann jetzt mit der Fassade begeben. So schwierig haben wir uns das selbst nicht vorgestellt und ich kann verstehen, wenn alle denken: Wie kann das bloß so lang dauern? Aber wir haben so viele Überraschungen erlebt.
Was waren das für Überraschungen?
Eva-Maria Eifert: Beispielsweise unterschiedliche Farbschichten, von denen wir nun Befunde machen lassen, so war der Eingangsbereich im Gebäudeteil Rathaus in großen Teilen farbig gestaltet. So monochrom und fast ein wenig streng und auch imposant die Außenfassaden wirken, umso lebensfroh farbiger waren wohl zumindest die repräsentativen Innenräume gestaltet. Es gibt einen alten Bericht von 1955 eines Moerser Restaurators, der sich mit Stuck und Malerei beschäftigt und sehr spannende Aussagen getätigt hat, hier war nämlich eine illusionistische Deckenmalerei vorhanden, ein Stück Himmel. Und in Kombination mit den 14 Meter hohen Treppen aus Mahagoni und Eiche, welche ein zentrales Element darstellen, ist das ganz bedeutsam. Es geht jetzt darum, Informationen zu bündeln. Die Bauidee war ja genial. Drei Brüder, Balthasar-Napoleon, welcher als Vormund von Jacob und Josef fungierte, waren alle drei Erben einer ökonomisch höchst erfolgreichen Familie. Und die Idee, die wir nun einmal Vagedes unterstellen, war, dass alle drei Brüder den gleichen Anteil daran haben.
Gibt es sonst noch Besonderheiten, die Sie während Ihrer Arbeit entdeckt haben?
Ja, zum Beispiel haben wir unlängst festgestellt, dass das Intarsienparkett im jetzigen Trausaal der Entstehungszeit zuzuordnen ist. Die Kollegin hat darunter einen Lieferschein für eine Firma in Porz gefunden. Zudem neu sind auch Informationen, beispielsweise, dass hier tatsächlich mal das Amtsgericht ebenso wie eine höhere Töchterschule und eine Wirtschaft untergebracht war.
Was ist für Sie die größte Herausforderung, wenn es um Denkmalpflege generell geht?
Eva-Maria Eifert: Herauszufinden, was welcher Zeit zuzuordnen ist. Den Begriff „Original“ würde ich auch weiter fassen. Original ist nicht nur die Zeit der Herbertzbrüder, sondern auch das, was immerhin schon 50 Jahre alt ist. Wir möchten hier einiges realisieren, beispielsweise Barrierefreiheit, müssen aber auch schauen, wie das Denkmal Denkmal bleibt. Das ist eine Kommunikations- und Koordinationsleistung.
Was wünschen Sie sich für die Herbertzhäuser?
Eva-Maria Eifert: Dass sie auf diesem Marktplatz strahlen, dass sie zu einem Anlaufpunkt, einem Quartierszentrum und zu einem zentralen Identifikationszentrum werden. Es ist wichtig, dass die Menschen das erfahren können, dass sie Geschichte transportiert bekommen. Nur dann kann Wertschätzung erfolgen. Die Herbertzhäuser sind Uerdingen, und sie werden Adolph von Vagedes zugeschrieben. Der Vagedes, der die Wälle in Krefeld erfunden hat und damit gibt es eine wundervolle Verbindung zwischen den ehemaligen Nachbarstädten, deren Verhältnis ja auch nicht immer das Einfachste war. Ich wünsche mir außerdem, dass sie zukunftsfähig bleiben, also nachhaltig saniert werden.
Nun noch zwei Satzanfänge, die Sie bitte beenden. Die Herbertzhäuser sind für mich…
Eva-Maria Eifert: … kostbare Gebäude.
Die Herbertzhäuser sind für mich nicht…
Eva-Maria Eifert: … bloß die Platzkante des Markts.
Das Gespräch führte Nina Höhne, Foto: privat